Wir sind da!

Dietrich und Joe im Gespräch
Dietrich Bredt-Dehnen
Veranstaltungen fallen weg, eine Podiums-Moderation muss Dietrich Bredt-Dehnen zur Zeit nicht machen. Dennoch sind die Polizeiseelsorgerinnen und Seelsorger am Puls der Polizei und für die BeamtInnen immer erreichbar. Foto: Stiftung Polizeiseelsorge

Dietrich Bredt-Dehnen:
„Ich bin da!“

"Ich werde in diesen Wochen häufig gefragt: „Sie haben jetzt sicher ganz viel zu tun! In diesen Krisenzeiten suchen Menschen doch nach Orientierung...“ Ja, Menschen suchen Orientierung und nach Ankerpunkten. Aber Polizistinnen und Polizisten ticken in dieser Hinsicht etwas anders. In der Krise sind die meisten auch im Krisenmodus, das heißt, sie versuchen mit aller Energie die Krise zu meistern, beruflich und privat. Da bleibt oft auf der Strecke, wieviel Kraft sie selbst das kostet, welche Fragen auch unbeantwortet bleiben, wie viele eigene Sorgen nicht in den Blick genommen werden können.

Für die eigentliche Krisenbewältigung ist das zwar oft sehr hilfreich. Anders könnten viele polizeiliche Lagen gar nicht bewältigt werden. Auch im Privaten würde vieles zusammenbrechen, wenn es nicht diesen lösungsorientierten Krisenmodus gäbe. Doch bei alldem darf die eigene Entlastung nicht vergessen werden! Zum Glück gibt es immer mehr Polizist*innen, die das sehr genau wissen.

Ich bin da…

Daher ist das Signal in der Krise von meiner Seite aus: ich bin da, wenn ihr mich braucht. Das wird sehr bewusst und dankbar wahrgenommen. Ich bin mir sicher, dass sich nach und nach auch immer mehr seelsorgliche Gespräche um das Thema „was hilft mir, diese Krise zu bewältigen“ drehen werden."

Im Moment stellt Dietrich Bredt-Dehnen jedoch auch eine Art von "desaster fatigue" fest, so etwas wie eine Katastrophenmüdigkeit. Lesen Sie, was er damit meint

Claudia Heinemann
"Ich verbringe viele Stunden am Telefon", sagt Claudia Heinemann, Landespfarrerin für Polizeiseelsorge. Foto: Stiftung Polizeiseelsorge

Claudia Heinemann:
„Ausgebremst: Das Herzstück fehlt!“

„Einerseits fallen alle Gruppenveranstaltungen auf unbestimmte Zeit aus, z.B. die Seminare für Führungskräfte, in denen es um den Austausch über schwierige Entscheidungssituationen in der Mitarbeiterführung geht oder die Supervisionstreffen für die Sachbearbeiter*innen in der Kinderpornographie.

Zum anderen betrete ich wegen der Kontaktsperre polizeiliche Liegenschaften nur noch in ganz seltenen und begründeten Ausnahmefällen, nämlich zum einen in Notfallsituationen, in denen ich angefordert werde (was bisher jedoch noch gar nicht der Fall war), und dann, wenn ich in Einzelfällen eine besondere seelsorgliche Dringlichkeit sehe und das Gespräch in einem Rahmen geführt werden kann, der den Sicherheitsvorschriften entspricht.

Von daher führen die aktuell nötigen Einschränkungen zunächst einmal zu einem großen Verlust. Der direkte, persönliche Kontakt mit den Menschen in der Polizei ist das Herzstück unserer Tätigkeit in der Polizeiseelsorge. Wenn das nicht mehr möglich ist, fehlt nicht irgendein Aspekt, sondern Wesentliches!"

Wie Claudia Heinemann ihre Arbeit in Zeiten von Corona empfindet bzw. umgestaltet, beschreibt sie in ihrem Bericht ausführlich, den Sie hier vollständig lesen oder herunterladen können. 

 

 

Reinhard Behnke
Auch Reinhard Behnke führt viele lange Telefongespräche – und hat die „Outdoor“-Gespräche für seine Arbeit entdeckt. Foto: Milena Behnke / Stiftung Polizeiseelsorge

Reinhard Behnke:

„Man geht ja und tut etwas“ – Outdoor-Erfahrungen

„Meine Seelsorgepraxis hat sich durch die geltenden Regeln in der Pandemie partiell verlagert: Neue "Orte" sind das Telefon und SMS/MMS sowie Mails. Dabei bedeutet die reduzierte Kommunikationsbreite dieser Medien zwar eine Engführung. Die erschwert das Gespräch aber deutlich weniger, als ich anfangs dachte!

Waldspaziergänge…

Präsenzkontakte sind zwar naturgemäß zurück gegangen. Dennoch gibt es sie. Ich nenne sie "Seelsorgespaziergänge". Schon einige habe ich in den zurückliegenden Wochen "geführt", die Anzahl nimmt zu. Viele Polizist*innen in Rheinland-Pfalz wohnen ländlich und man ist schnell im Grünen oder auf einem Feldweg. Das Gehen (1,50m Abstand) wirkt sich möglicherweise positiv auf das Gespräch aus. Es ist auf Anhieb „flüssig“ und Pausen werden entspannt ausgehalten. Man geht ja und tut etwas. Meine Vermutung ist diese, dass die körperliche Bewegung sich auf den "Fluss" des Gespräches auswirkt.

Welche Erfahrungen Reinhard Behnke darüberhinaus in Zeiten von Corona macht, lesen Sie hier in seinem Bericht

Monika Weinmann
Für Monika Weinmann ist in Zeiten von Corona nichts mehr so, wie es war. Sie versucht jedoch bewusst, die Corona-Themen auch mal außen vor zu lassen. Foto: Stiftung Polizeiseelsorge

Monika Weinmann:

„Vertrauen, dass sich alles zum Guten wenden kann!“

„Mein prall gefüllter Terminkalender ist nahezu leer. Alle Seminare, Konferenzen, Weiterbildungen und Termine auf Dienststellen wurden abgesagt.  Ich wäre sehr viel unterwegs gewesen in diesen Tagen und Wochen, nun bin ich überwiegend im Homeoffice. Was bleibt ist die Verbindung via Telefon, Mail und Zoom, also über Videokonferenz…

Zudem halten wir in Köln Kontakt, indem wir einmal pro Woche einen Impuls an alle Mitarbeitenden der Kölner Polizei schicken – nicht zu „fromm“, aber mit der Idee, dass unsere Gedanken entlastend, ermutigend, Hoffnung gebend sein können durch unseren Blick von außen. Damit signalisieren wir unsere Präsenz, im Notfall auch live und in Farbe vor Ort sein zu können, weil wir vom Präsidium mit entsprechender Schutzausstattung ausgerüstet worden sind."

Monika Weinmann versucht seelsorgliche Gespräche auch im Moment im persönlichen Kontakt. Gleichzeitig steigt sie aber verstärkt in die digitale Welt ein. Hier gelangen Sie zu ihrem Bericht

Volker Hülsdonk
Für Volker Hülsdonk sind die Einschränkungen der Corona-Krise besonders einschneidend. Er hat erst vor einem Jahr seine neue Stelle angetreten und ist noch dabei, die vielen Behörden in seinem Bezirk kennen zu lernen. Foto: Stiftung Polizeiseelsorge

Volker Hülsdonk:

„Hoffentlich nicht wieder bei null anfangen?!“

Ich bin seit 1. Mai 2019 Landespfarrer für Polizeiseelsorge, ein Umstieg vom Gemeindepfarrer in ein völlig neues, sehr spezielles Aufgabengebiet. Zu meinem Bereich gehören ca. 7000 Polizistinnen und Polizisten! Als schwierig erlebe ich die derzeitige Situation daher für mich insofern, als dass ich ja immer noch im regulären Betrieb das Kennenlernen von Personen, Aufgaben und Strukturen zu meiner Arbeit gehört, zum Beispiel durch Hospitationen und Einsatzbegleitungen.

All das fällt zurzeit weg, weil es von Seiten der Polizei nicht erwünscht bzw. erlaubt ist, um Risiken zu vermeiden. Das ist verständlich und ich hoffe, dass ich nach der Corona-Zeit nicht „bei null anfangen“ muss. Ich bin in meiner Arbeitsfreude und dem Wunsch, im Raum der Polizei Gutes zu tun, zurzeit also etwas ausgebremst, was ich als belastend empfinde."

Für Volker Hülsdonk stellt sich also die Lage in Zeiten von Corona anders dar als bei seinen Kolleg*innen. Seinen Bericht finden Sie hier

"Menschenwürde und Menschenbürde" - Gedanken zu den Zumutungen der Corona-Krise von Volker Hülsdonk zum download

Folkhard Werth
Folkhard Werth schildert anschaulich die vielen Facetten seiner Arbeit in Zeiten von Corona... Das reicht vom Gefühl der Entschleunigung über neue Gesprächsformate bis hin zu erstaunlichen Entdeckungen.Foto: Stiftung Polizeiseelsorge

Folkhard Werth:

„Entschleunigung… Bedauern… und auch mal ein Waldspaziergang“

„Es war ungewohnt, sich bei einem Nachsorgeeinsatz nicht die Hand zu geben, in kleinen Räumen auf Abstand zu achten und sich die Hände zu waschen und zu desinfizieren. Keine Wach- und Dienststellenbesuche zu machen fiel mir anfangs nicht schwer, weil es immer mal Zeiten gibt, wo das auch im normalen Dienstleben mal ein, zwei Wochen nicht geht.  Ich musste sowieso erstmal zu Hause bleiben, weil ich mir eine leichte Erkältung zugezogen hatte, und vorsichtshalber habe ich zwei Wochen mehr oder weniger (ohne Fieber) in der Wohnung verbracht. Sehnsucht nach Kontakten…

Woche für Woche Seminare und Veranstaltungen abzusagen oder abgesagt zu bekommen gestaltet sich immer deprimierender. Jetzt stellt sich auch die Sehnsucht nach Kontakten in den Behörden ein, aber die Vereinbarung der Polizeiseelsorge in Corona-Zeiten ist eindeutig: Jede nicht Not wendenden Kontakte vermeiden, Homeoffice ist angesagt. In Notfällen gibt es auch persönliche Kontakte, z. B. ein Gespräch mit Abstand bei einem ausgedehnten Waldspaziergang. Eine wichtige Besprechung in einer Behörde fand in einer kleinen Gruppe statt in einem Riesenkonferenzraum, nur jeder zweite Stuhl war besetzt und wir trugen Schutzmasken – was das Trinken von Wasser und Kaffee nicht einfach gestaltete. Das Ganze hatte schon etwas seltsam Gruseliges."

Was Folkhard Werth noch an Überraschungen und Einschränkungen erlebt, lesen Sie hier

Rudolf Renner
Landespolizeipfarrer Rudolf Renner: Ähnliche Erfahrungen und doch ganz anders. Foto: Rudolf Renner

Rudolf Renner:

Ethische Fragen in Zeiten von Corona

In den letzten Monaten war meine Arbeit im Saarland zum Teil sehr eingeschränkt, zum Teil (zum Beispiel Alltags- und Schichtbegleitung) gar nicht möglich.

Eine Ausnahme bildete die Arbeit an der Fachhochschule mit Berufsethikunterricht für die zukünftigen Kommissarinnen und Kommissare. Auch hier war und ist für mich nur Fernunterricht (Arbeitsaufträge, Videounterricht, …) möglich. Das ist schwierig, weil der Unterricht an sich wesentlich auf Austausch, Diskussionen und direkten Gesprächen beruht.

Wie es dennoch zu einem intensiven Gedankenaustausch zwischen Pfarrer und Polizeianwärter*innen kam, lesen Sie hier

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